Marco lebt im Venedig um 1500 und hat durch
einen Brand schon früh seine Mutter verloren. Sein Vater und sein Bruder
sind angesehene Meister der venezianischen Glasbläserkunst, doch um
Marco scheint dieses familiäre Talent einen Bogen gemacht zu haben. Aber
auch er hat eine besondere Gabe: Er kann sich mit dem Wasser
verständigen.
Es singt und spricht zu ihm und erzählt ihm von weit entfernten Orten.
Als Marco durch ein Unglück auch noch seine kleine Schwester verliert,
gibt er sich die Schuld daran und hadert seitdem mit seinem Schicksal
und seinem Talent. Nicht einmal seine beste Freundin Chiara lässt er
mehr an sich heran. Das Wasser ist für ihn fortan nur noch einen Feind.
Dann verschwindet auch noch sein Vater spurlos und Marco kommt bei
seinem Onkel unter, während sein Bruder Angelo auf Murano verbleibt.
Eines Tages entweicht plötzlich alles Wasser aus der Lagune und
stattdessen nimmt den Platz ein furchteinflößender, schwarzer Nebel ein.
Jeder, der damit in Kontakt kommt, scheint krank zu werden oder gar zu
sterben. Das fehlende Wasser ist wie ein Loch in der Seele für Marco,
doch nichts scheint es wiederbringen zu können. Als immer mehr Menschen
sterben und er auch noch einer Verschwörung auf die Spur kommt, sieht
sich Marco letztendlich mit seiner Gabe konfrontiert und er muss eine
wichtige Entscheidung treffen. Kann er Venedig und alle, die er liebt,
noch retten? Doch wem kann er vertrauen?
Meine Meinung:
Gunnar
Kunz hat einen ausgesprochen blumigen und poetischen Schreibstil. Die
Ansiedlung seines Romans im Venedig der Vergangenheit unterstreicht hier
noch einmal diesen Effekt. Zwar hatte ich anfangs ein wenig Mühe, die
ganzen italienischen Namen der Charaktere und Orte auseinanderzuhalten,
aber glücklicherweise enthält der Roman am Ende eine Karte Venedigs und
ein Glossar, das die wichtigsten Begriffe erklärt.
Sehr schnell
fühlt man zum Protagonisten Marco eine Verbindung. Seine persönlichen
Verluste und seine Schuldgefühle haben in mir Mitgefühl für ihn
entstehen lassen und ihn mir rasch nähergebracht.
Verzweifelt kämpft
er während des Geschehens für die Menschen, die er liebt und schreckt
dabei auch nicht vor persönlicher Selbstaufgabe zurück. Seine Gabe ist
für ihn hierbei Segen und Fluch. Viel zu lange hat er sie aus
Schuldgefühlen unterdrückt und muss nun lernen, sie zu beherrschen.
Die
vielen fantastischen Aspekte des Romans haben ihm für mich einen ganz
besonderen Charme gegeben. Da versinken die Häuser Venedigs in
ungeahntem Tempo im Erdboden und manchmal wechseln sie gar wie von
Zauberhand ihren Standort. Lubriche - Fischmenschen - leben von den
meisten Bewohnern ungeahnt gemeinsam mit der Bevölkerung in ihrem
Venedig. Die Magie ist allgegenwärtig, ebenso wie der Glaube an sie, der
noch nicht von der Wissenschaft gebrochen worden ist.
Doch auch
eben diese Wissenschaft hält hier Einzug durch niemand geringeren als
Leonardo da Vinci. Die Passagen mit ihm habe ich besonders geliebt, da
der Autor ihn nicht nur sehr detailliert beschrieben, sondern auch
ausgesprochen kauzig und liebenswert gestaltet hat.
Erwähnen
möchte ich auch das wundervolle Cover des Buches, das allein schon mit
den schönen Farben überzeugen kann. Dargestellt werden auf kunstvolle
Weise die typischen Merkmale dieses Buches in Form von Venedig, der
Lagune mit einer Brücke und vermutlich dem Gondel fahrenden Marco, die
alle eingerahmt werden durch eine kunstvolle Maske.
Fazit:
"Lagunenrauner"
von Gunnar Kunz ist ein Jugendfantasyroman, der die Vergangenheit
wieder lebendig werden lässt. Hier findet man das besondere Flair von
Venedig, Magie, Abenteuer und Romantik, die in gut ausgewogenem
Verhältnis ihre Leser zu bezaubern wissen. Ich habe den spannenden Roman
sehr genossen und mich begeistert von Marcos Schicksal fesseln lassen.
Klappenbroschur mit 432 Seiten
Verlag: Thienemann
Facebookauftritt des Verlags → HIER
Alter: ab 12 Jahren
Preis: 13,95 Euro
erschienen: 20.03.2013
ISBN: 978-3-522-20171-1
weitere Infos, Leseprobe und Einkauf über Verlag möglich → HIER
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