Es ist einige Zeit vergangen seit dem Tod
von Dr. Rudolf Rettemi und seitdem ist einiges geschehen. Juli lebt auf
der Straße und hat sich einem "Rudel" Jugendlicher angeschlossen, die
ebenfalls kein "normales" Leben mehr haben. Sie versucht nicht
aufzufallen oder erkannt zu werden, denn inzwischen wird sie in der
ganzen Stadt für den angeblichen Mord an ihrem Adoptivvater gesucht.
Schmutz, Hunger und Kälte setzen ihr zu und Juli erweckt den Eindruck,
als hätte sie sich aufgegeben.
Als sie die Aufmerksamkeit des
inoffiziellen Rudelführers Kojote erregt, kommen die Dinge jedoch etwas
ins Rollen und Juli fängt endlich an, ihr Leben aktiv in die Hand zu
nehmen. Sie sucht die Menschen auf, die bisher in ihrem Leben wichtig
waren und bringt sich dabei in sehr große Gefahr.
Meine Meinung:
Der erste Teil "Spiegelkind"
von Alina Bronsky hatte mich vor einiger Zeit unheimlich begeistert, so
dass ich mich sehr auf die Fortsetzung gefreut habe. Doch während ich
in der Erwartung war, dieselbe Atmosphäre wieder anzutreffen, hat mich
die Autorin mit einer ganz anderen überrascht. Viel düsterer als noch
die anfängliche, heile Welt von Juli beginnt der Roman und wirft seine
Leser sofort ins kalte Wasser.
Seit dem Ende des ersten Teiles
ist einiges an Zeit vergangen und ich sah mich als Leser mit einer
völlig neuen Situation konfrontiert. Zu Beginn hatte ich ständig das
Gefühl, wichtige Informationen vielleicht überlesen zu haben und das
legte sich erst langsam im Laufe der Geschichte, in der die Autorin die
Geschehnisse der Zwischenzeit häppchenweise einstreute. Dadurch war die
Spannung von Anfang an ungebrochen spürbar, aber irgendwie hinterließ
das bei mir auch ein leicht unzufriedenes Gefühl, denn ich fühlte mich
lange nicht angekommen in der Geschichte, die mir doch eigentlich noch
so gut im Gedächtnis haftete.
Trotzdem habe ich auch diesen Teil
als sehr lebendig und fesselnd empfunden. Erneut erzählt die Autorin die
Geschichte aus der Sicht von Juli im Präsens und lässt ihre Leser an
deren Verzweiflung teilhaben. Juli fühlt sich sehr verloren und
eingelassen in einer immer feindlicher werdenden Welt. Zugleich spürt
man auch, wie sehr sie von den zurückliegenden Geschehnissen bedrückt
ist. Doch nach und nach rappelt sie sich wieder auf und beginnt, ihr
Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen.
Die Nebencharaktere
des Vorgängerbandes sind größtenteils alle wieder präsent, rücken in
diesem Teil aber viel mehr in den Hintergrund. Die meisten von ihnen
haben Veränderungen mitgemacht oder zeigen neue Facetten ihrer
Charaktere. Eine Verbindung zu ihnen konnte ich hier jedoch nicht mehr
so stark fühlen. Auch Julis neue Bekanntschaft Kojote bleibt ein wenig
schwach hinter ihr zurück, obwohl er derjenige ist, der ihr den
sprichwörtlichen Tritt in den Allerwertesten verpasst, damit sie endlich
aus ihrem Selbstmitleid wieder auftaucht.
Fazit:
"Spiegelriss" von Alina Bronsky ist die Fortsetzung von "Spiegelkind"
und hat mich durchgehend mit seiner Mischung aus Fantasy, Dystopie und
stetig präsenter Spannung gefesselt. Düster und geheimnisvoll ist dieser
zweite Teil ganz anders als der erste und sehr stark auf die
Protagonistin konzentriert. Das und meine anfängliche Verwirrung haben
diesen Teil für mich nicht ganz so rund gemacht wie den Vorgänger.
Obschon sich das Ende für mich irgendwie abgeschlossen anfühlt, erwartet
die Leser noch ein dritter Teil der Reihe, auf den ich trotzdem sehr
gespannt bin und, mit dem mich die Autorin bestimmt wieder überraschen
kann.
gebundenes Buch mit 264 Seiten
Verlag: Arena
Facebookauftritt des Verlags → HIER
erschienen: Januar 2013
Alter: ab 12 Jahren
Preis: 14,99 Euro
ISBN: 978-3-401-06799-5
eigene Seite der Trilogie → HIER
mehr Infos und Leseprobe → HIER
Facebookseite der Autorin → HIER
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen