Celies Eltern Felix und Jenna sind die Erfinder des Tornetzes, mit dem
Menschen und Gegenstände in Sekundenschnelle von einem Ort zum anderen
gebeamt werden können. Nach dem Tod ihres Vaters wächst Celie allein bei
ihrer Mutter auf, die viel zu sehr mit ihrer Arbeit beschäftigt ist,
als sich ausreichend um ihre Tochter kümmern zu können. Nur ihre Freunde
Alex und Bernie scheinen Celie nahezustehen. Dies belastet die
Beziehung von Mutter und Tochter sehr und als Jenna durch einen
mysteriösen Beamunfall zu Tode kommt, bricht Celies Welt vollends
zusammen und sie flüchtet sich unter falschem Namen in die Kommune der
sogenannten Mobilen, die sich gegen die Tortechnik aussprechen und sich
bemühen, ihr Leben unabhängig hiervon zu gestalten. In ihrer
Verzweifelung stößt sie auch ihre beiden Freunde - insbesondere Alex,
dem sie zunächst die Verantwortung an dem Tod ihrer Mutter gibt -
zurück. Doch wer oder was ist wirklich die Ursache von Jennas Tod?
Doch
dann kommt es plötzlich zu einem Zusammenbruch des Netzes und nichts
ist mehr wie es vorher war. Da inzwischen fast alles auf der Welt über
die Tore geregelt wird, ist auch die Wasser- und Stromversorgung damit
gekoppelt und alle alten Leitungen wurden seitdem nicht mehr gewartet.
Auch die Straßen, die dank des Tornetzes ebensowenig mehr benötigt
wurden, wie Autos und andere Transportmittel. Der Zusammenbruch des
Netzes hat die komplette Infrastruktur lahmgelegt und die Menschen in
einen Ausnahmezustand versetzt. Innerhalb kürzester Zeit verwandelt sich
die moderne Zivilisation zurück in die tiefste Vergangenheit und
Plünderungen und Mord sind an der Tagesordnung. Es regiert das Gesetz
des Stärkeren. Doch wer ist für den furchtbaren Ausfall verantwortlich?
Gabi
Neumayers Jugendroman basiert auf einer wirklich gelungenen Idee. Was
wäre wenn Beamen möglich wäre? Ich denke, diese Frage hat sich bestimmt
jeder schon einmal gestellt, der mal in den Genuß irgendeiner Star
Trek-Folge gekommen ist. Wieviel Zeit würde man sparen, wenn man
innerhalb von Sekunden in der Schule oder auf der Arbeit wäre? Wie viele
wundervolle Orte könnte man besuchen, wenn es nur weniger Sekunden
bedarf, dorthin zu gelangen? Endlich könnte die Umwelt sich erholen; die
meisten Abgase würden der Vergangenheit angehören. Der Gedanke ist
einfach traumhaft. Aber das alles hat natürlich auch seine
Schattenseiten. Die Strafverfolgung würde durch ein vielfaches
schwieriger, ganze Industriezweige und damit viele, viele Arbeitsplätze
würden zerstört. All diese Aspekte hat die Autorin in ihrem Buch
bedacht. Es ist sehr ausführlich recherchiert, sehr durchdacht und
wunderschön geschrieben.
In dem Moment, in dem das Tornetz
ausfiel war der Spannungsbogen auf Anschlag und kam während der gesamten
Geschichte nicht wieder herunter. Sehr schön werden hier die Erlebnisse
von Celie, Alex und Bernie erzählt, drei junge Menschen, die sehr
unterschiedlich sind und genauso verschieden auch mit der
Krisensituation umgehen. Jeder von ihnen hat seinen eigenen Erzählstrang
und wird dem Leser dadurch nähergebracht, bis diese Stränge
letztendlich wieder alle zusammenfinden. Auch einige kleinere
Randgeschichten werden miteingeflochten um das ganze Ausmaß der Lage zu
verdeutlichen. Ebenso wie die Tagebucheinträge von Jenna, die sehr schön
die Entstehung des Tornetzes und die Gedanken der Mutter skizzieren.
Ich
fand es sehr erschreckend, wie abhängig sich die Menschen von der
Technik gemacht haben und wie schwer es ihnen fiel sich bei ihrem
Ausfall wieder auf sich selbst und ihre Fähigkeiten zu besinnen. Auch
die Brutalität, mit der der Überlebensinstinkt bei dem einen oder
anderen auftrat, hat mich schwer zum Nachdenken gebracht und lässt in
mir die Frage zurück, wie weit wäre ich bereit, in so einem Fall zu
gehen?
"Als die Welt zum Stillstand kam" ist ein tolles
Zukunftsszenario, das mich gefesselt und begeistert hat, und nach dem
Lesen immer noch mit einem leisen Ton in mir nachklingt. Ein
Jugendroman, den ich gerne weiterempfehle und, der nicht nur Jugendliche
begeistern wird.