Sienna zieht mit ihrem Vater von England nach China, in das Land, in
dem ihre Mutter Kate vor einiger Zeit verschwunden ist. Da ihr Vater viel
arbeiten muss, hat er sie bei der chinesischen Haushälterin abgestellt,
damit diese ihr Mandarin beibringt. Doch diese Frau scheint eiskalt und
ist Sienna nicht sehr wohlgesonnen. Kontakte nach außen oder zu ihrem
Vater versucht sie zu unterbinden.
Als Sienna ihre geliebte Kiste mit den Briefen ihrer Mutter vermisst,
kommt sie zufällig dahinter, dass die Haushälterin nicht nur diese,
sondern auch den wertvollen Schmuck ihrer Mutter stiehlt. Sie stellt sie
zur Rede, doch dies kümmert die Haushälterin wenig. Als diese kurz
abgelenkt ist, ergreift Sienna die Gelegenheit und verschwindet
kurzerhand mit ihrer Kiste. Dank eines Jungen, der ihr schon bei ihrer
Ankunft aufgefallen ist, gelingt ihr die Flucht. Dabei stellt sich
heraus, dass auch dieser auf der Suche nach jemanden ist. Sein bester
Freund, den er liebevoll großer Bruder nennt, hat nämlich Siennas Mutter
begleitet und ist nun auch zusammen mit ihr verschwunden. Gemeinsam
wollen sie klären, was mit den beiden passiert ist und machen sich, nur
in Begleitung ihrer unsichtbaren Freunde, mutig auf in die Provinz Henan
- dorthin wo die beiden zuletzt gesehen worden sind. Werden sie die
Vermissten finden? Und wer steckt hinter alledem?
Der Schreibstil der Autorin ist wirklich sehr flüssig und lebendig.
Wie im Flug ist die Geschichte dahingeflogen und war leider viel zu
schnell zu Ende. Nichtsdestotrotz ist die dort erzeugte Spannung sofort
auf mich übergegangen.
Sienna habe ich sofort in mein Herz geschlossen. Dieses liebe
Mädchen, dass sich ergeben den Wünschen ihrer beruflich viel zu
eingespannten Eltern beugt und so einsam ist, dass nur ein imaginärer
Hund - oder ist er real? - ihr Gesellschaft leistet. Entwurzelt aus der
Heimat, die sie kennt, nimmt ihr Vater sie mit nach China, wo der
Kulturschock wahrscheinlich größer nicht sein kann. Zum Glück hat Sienna
schon viel von diesem Land dank der Arbeit ihrer Eltern gelernt. Dabei
ist sie stets sehr tapfer und verliert ihr Ziel nie aus den Augen.
Gemeinsam mit ihren unsichtbaren Freunden trifft Sienna auf ihrer Suche
viele echte Freunde und hilfsbereite Menschen.
Die Thematik des unsichtbaren Freundes wurde schon des öfteren in der
Literatur benutzt, doch noch nie habe ich sie so schön umgesetzt gefunden
wie in diesem Buch von Barbara Laban. Diese Figuren sind allesamt
wunderschön gezeichnet und vermitteln den Geist echter Freundschaft. Und
nur die, die den Glauben an diese nicht verloren haben, können sie
sehen.
Sehr ansprechend fand ich auch die chinesischen
Kapitelüberschriften, die von der Lautschrift und der Übersetzung
begleitet wurden. Diese feinen Einzelheiten runden das Gesamtbild des
Buches sehr schön ab. Ebenso wie das Cover, das mich gleich von Anfang
für sich eingenommen hat. Farblich wunderschön gestaltet zeigt es einen
Drachen und herrliche Blütenzweige. Ein echter Hingucker.
"Im
Zeichen des Mondfests" ist ein sehr schönes Kinderbuch, in dem die
Spannung in keinem Fall zu kurz kommt und das mich obendrein wahrlich
verzaubert hat.