Alina und Maljen sind Waisenkinder, die mit ihresgleichen in einem Haus
eines mildtätigen Herzogs heranwachsen. Die beiden sind unzertrennlich
und werden hier unterrichtet und erzogen. Einige wenige dieser Kinder,
die ein besonders Potential haben, werden von den Grischas - Menschen,
die die sogenannten Kleinen Künste ausüben, die magischen Fähigkeiten
ähneln - erwählt und speziell geschult. Nach einer Prüfung ihrer
Fähigkeiten stellt sich jedoch heraus, dass sie nicht zu den
Auserwählten gehören.
Viele Jahre später stehen sie beide kurz
davor, gemeinsam mit einigen anderen, die sogenannte Schattenflur, eine
in Dunklheit gehüllte Ödnis, die gefährliche Wesen beherbergt und die
die Küstenstädte und das Meer vom restlichen Land trennt, zu überqueren.
Alina ist jetzt Kartographin und fürchtet sich davor, doch die
Anwesenheit des unter die Fährtenleser gegangenen Maljens, wirkt wie
stets beruhigend auf sie.
Bei der Durchquerung der Schattenflur
kommt es dann zum Angriff. Ein riesiger Schwarm Volkras - so werden die
in der Schattenflur lebenden Ungeheuer genannt - greift die Flotte an.
Es kommt zu herben personellen Verlusten und als letztendlich Maljen
angegriffen wird, wirft sich Alina schützend über ihn. Während bereits
die Krallen eines Volkras in ihren Rücken greifen und Maljen und Alina
voneinander Abschied nehmen, explodieren sämtliche Gefühle in Alina und
aus ihr bricht ein gleißendes Licht heraus, das alle Angreifer in die
Flucht schlägt. Als sie aus ihrer anschließenden Ohnmacht erwacht, wird
sie von Waffen bedroht und die Flotte erreicht ihren Ausgangspunkt
wieder. Alina wird dem Dunklen, dem mächtigsten Grischa, vorgeführt, der
in einer Befragung festzustellen versucht, ob tatsächlich Alina der
Ursprung des Lichts war. Was wird nun mit ihr passieren? Ist sie
tatsächlich die lang ersehnte Sonnenkriegerin?
Der Dunkle nimmt
Alina mit zum Schloss des Zaren und versucht, ihre Ausbildung zu
initiieren und voranzutreiben. Er ist fest davon überzeugt, dass sie
eine Sonnenkriegerin ist und so erhält sie in diveren Fächern
Unterricht. Dabei vermisst sie jedoch ständig Maljen. Nach einer langen
Zeit der enttäuschenden Rückschläge gelingt es Alina endlich, auf ihre
Macht zuzugreifen. Sie ist glücklich, zumal der Dunkle sich nicht nur
für ihre Kräfte zu interessieren scheint. Doch kann sie dem mächtigen
Mann trauen? Und wo ist eigentlich Maljen, der bislang auf keinen ihrer
Briefe geantwortet hat?
"Grischa - Goldene Flammen" liess sich
leicht und flüssig lesen und ist aus der Perspektive der Protagonistin
Alina geschrieben, was dem Leser einen tieferen Einblick ins Geschehen
verschafft und die fesselnde Geschichte noch spannender macht. Nur der
Prolog und der Epilog, hier das "Davor" und "Danach", wurde aus der
Sicht eines Außenstehenden geschildert, so dass die beiden Teile der
Geschichte einen äußeren Rahmen geben.
Zunächst musste ich mich
erst einmal in die vielen verschiedenartigen und ungewöhnlichen
Bezeichnungen für Menschen, unterschiedliche Grischa, Tiere und Orte
hineinfinden, doch anschließend fühlte ich mich von dieser Welt nur noch
verzaubert.
Alina und Maljen waren mir gleich von Anfang an
sympathisch und haben
mich mit in das Geschehen hineingezogen. Alina wirkt zurückhaltend und
verletzlich und weckte sofort meine Beschützerinstinkte, während Maljen
die Aura eines attraktiven und zufriedenen Mannes umgab. Man kann gar
nicht anders als die beiden zu mögen. Sie sind in einem Waisenhaus
aufgewachsen und haben seitdem eine starke Bindung zueinander. Während
Alina sich ihrer Gefühle für den vielumschwärmten Maljen bereits sehr
früh bewusst ist, scheint dieser seine eigenen bisher noch nicht
hinterfragt zu haben und weiterhin in Alina nicht mehr als eine
Schwester zu sehen.
Letztere trägt schwer an den Hoffnungen der
Menschen, dass sie möglicherweise die Schattenflur zu zerstören vermag.
Die Atmosphäre am Hof des Zaren ist bizarr und es fällt ihr nicht
leicht, dort Bindungen einzugehen, da niemand der zu sein scheint, den
er vorgibt. Dadurch, dass sie keinen Kontakt zu Maljen bekommt, ist sie
von ihrer ehemaligen Welt restlos abgeschnitten. Mit der Zeit fühlt sie
sich zum Dunklen hingezogen, der ihr signalisiert, dass er an ihr
interessiert ist. Ihre Gefühle flammen stehts in seiner Gegenwart auf,
ganz so, als würde die Präsenz seiner Macht sie anziehen. Doch sind
diese Gefühle echt?
Der Roman von Leigh Bardugo hat mich gleich
zu Beginn gefesselt und nicht mehr losgelassen. Er enthält eine völlig
eigene und neuartige Welt, die entfernt an das russische Zarenreich
erinnert. Gut gefallen hat mir auch die optische Aufmachung des Buches.
Während sich auf dem Cover wichtige Elemente der Geschichte
widerspiegeln, enthält das Innenleben des Buches eine wunderschöne Karte
von Rawka und aller angrenzenden Gebiete. Gleich zu Beginn werden die
verschiedenen Orden der Grischas erklärt, denen später auch ihre
typischen Farben der Keftas, eine Art Mantel, zugeordnet wird. Eine
wirklich gelungene Aufmachung, die das Gesamtbild dieses
unvergleichlichen Romans sehr schön abrundet.
"Grischa - Goldene
Flammen" hat mich verzaubert und gefesselt. Das Buch ist ein spannender
Fantasyroman, den ich uneingeschränkt empfehlen kann und der der Auftakt
einer vielversprechenden Trilogie ist. Ich hoffe sehr, dass ich nicht
all zu lange auf den nächsten Band warten muss.
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