Liberty 9 ist das Zuhause von Kendira und ihren Freunden. Das Tal ist
umgeben von undurchdringlichen Schutzanlagen, die die Bewohner vor den
rebellischen Nightraidern schützen sollen. Als Electorin verbringt sie
hier ihre Teenagerzeit und untersteht dabei einem harten Training. Aber
die Jugendlichen werden nicht nur körperlich geschult, sondern erhalten
eine grundlegende Ausbildung, die sie auf ihren Einsatz im Lichttempel
vorbereiten soll. Des Weiteren leben dort neben dem Aufsichtspersonal
noch die Servanten, junge Menschen, die nicht zum Elector berufen worden
sind und nun die ungeliebten Arbeiten für die Auserwählten tätigen.
Gemeinsame Kontakte sind eher verpönt, kommen jedoch auch selten vor, da
das gegenseitige Misstrauen eh viel zu groß ist.
Alles könnte
ganz schön sein, gäbe es da nicht die sehr strengen Regeln. Den
Servanten sind viele Dinge verboten, ebenso den Electoren. Die kleinsten
Verstöße führen bereits zu harter Bestrafung, dem sogenannten
Cleansing, bei dem das Gehirn durch elektronische Impulse mehr oder
weniger lahmgelegt wird, oder gar dem Tod. Als Kendira den Servanten
Dante bei einem solchen Verstoß erwischt, hat sie jedoch Mitleid und
meldet ihn nicht. Hieraus entwickelt sich nach und nach eine
Freundschaft, die von gegenseitig anwachsender Zuneigung gespeist wird.
Als Benachteiligter hinterfragt Dante viele Dinge des Systems und nährt
auch in Kendira stetig die Zweifel an der Richtigkeit des Geschehens und
ihrer möglichen Zukunft. Weitere mysteriöse Ereignisse führen dazu,
dass Kendira ihr Leben mehr und mehr in Frage stellt und letzten Endes
auch ihre Freunde mit ihren Ängsten ansteckt.
Der Schreibstil
von Rainer M. Schröder ist angenehm zu lesen und er versteht es, den
Leser an seine Charaktere zu binden. Dabei wird die Geschichte
hauptsächlich aus der Sicht von Kendira in der dritten Person erzählt.
Nur gelegentlich wechselt der Erzählstrang hin zu einem mysteriösen
Oberen in Liberty 9, der ebenfalls mit dem System hadert und im Begriff
ist, daraus seine Konsequenzen zu ziehen.
Kendira ist nicht nur
hübsch und intelligent, sondern auch eine ausgezeichnete Soldatin, die
es bereits in das oberste Level der Electoren geschafft hat. Zum Anfang
ist ihre Welt noch in Ordnung; sie hat gelernt zu gehorchen und das
System und ihr Leben nicht zu hinterfragen. Gefühlstechnisch ist sie
eher zurückhaltend, was auch an ihren schlechten Erfahrungen liegen mag.
Im Laufe der Geschichte interessieren sich sogar zwei Jungen für sie
und buhlen um ihre Aufmerksamkeit. Deren unterschiedlicher Status machen
Kendira eine Entscheidung nicht einfach und so greift sie auf ihr
bewährtes Verhalten zurück und versagt sich zunächst eindeutig
emotionale Reaktionen.
Auch Carson ist ein Elector, ebenfalls
sehr intelligent und körperlich sehr anziehend, so dass auch Kendira
sich seiner Ausstrahlung nicht verschließen kann. Er fühlt sich bereits
seit längerem zu ihr hingezogen, doch bisher hat sie ihn nicht näher an
sich herangelassen. Dies versucht Carson jedoch vehement zu ändern. Er
steht voll und ganz hinter dem System und kann mit Kendiras Zweifeln
zunächst nichts anfangen.
Währenddessen Dante schon allein aus
seiner sozialen Position heraus bereits seit längerem alles hinterfragt.
Gemeinsam mit seinem besten Freund macht er sich auf die Suche nach
Beweisen für seine Thesen. Augrund seiner ständig wachsenden Zuneigung
für Kendira versucht er, sie von seiner Auffassung zu überzeugen. Da er
sich schon früh behaupten musste, hat er ein ganz anderes Auftreten als
Carson und übt eine geheimnisvolle Faszination auf Kendira aus.
Ich
fand "Liberty 9 - Sicherheitszone" ungeheuer spannend. Die Charaktere
sind sehr ansprechend und auch die Beschreibung dieses dystopischen
Zukunftsszenarios war sehr bildreich und ausführlich. Insbesondere der
Vergleich mit der christlichen Religion, die ja bereits auch einige
dunkle Zeiten in der Vergangenheit erlebt hat, fand ich sehr
interessant. Gut gefallen hat mir auch, dass das Ende zwar offen, mit
Blick auf die hoffentlich bald erscheinende Fortsetzung war, aber
dennoch einen gewissen Teilabschluss hatte, so dass man nicht mittendrin
herausgerissen wird und rastlos auf den Folgeband warten muss.
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