Samstag, 19. Januar 2013

Beta

Elysia steht in einer Boutique auf der wunderschönen Insel Demesne und wartet darauf, dass sie verkauft wird. Sie ist ein Klon, erschaffen aus ihrer First, einem verstorbenen Menschen, bestückt mit zwei Computerchips, die ihr nicht nur alle nötigen Informationen liefern, sondern auch Verhaltensweisen vorgeben und, über die sie auch lokalisierbar ist. Gefühle sind ihr fremd; sie lebt ausschließlich um zu dienen.

Und tatsächlich muss sie auch nicht lange warten. Die Frau des Governor ist auf der Suche nach Ersatz für ihre ausgezogene Tochter Astrid und ist ganz fasziniert von der Teen-Beta Elysia, die mit zu den Prototypen ihrer Art gehört. Sie kauft sie und nimmt sie mit in ihr neues Zuhause.

Hier beginnt ein neues Leben für Elysia, in das sie sich langsam einfindet. Im Gegensatz zu den anderen Klonen, die meistens als Hausangestellte oder Arbeiter beschäftigt sind, darf sie hier bei der Familie Bratton als Gesellschafterin sein. Der Mutter soll sie die Tochter ersetzen, der kleinen Liesel, die große Schwester und mit dem Sohn Ivan soll sie gemeinsam trainieren, damit dieser sich für das Miitär vorbereitet. Doch nach und nach entdeckt Elysia immer mehr eigenartige Veränderungen an sich und auch an einigen anderen Klonen. Sie kann schmecken, Witze machen und hat sogar Erinnerungen an das Leben ihrer First. Sie ist sich ziemlich sicher, dass sie defekt ist und fürchtet sich vor den Konsequenzen. Denn nichts ist schlimmer als ein "defekter" Klon, da diese zurückgebracht und deaktiviert werden. Ängstlich versucht sie Normalität vorzutäuschen und kommt dabei immer mehr Ungereimheiten und sogar einer Revolte auf die Spur.

Der im cbt-Verlag erschienene Roman "Beta" von Rachel Cohn ist der Auftakt einer dystopischen Reihe. Er lässt sich sehr leicht lesen und ist in der Ich-Form aus der Sicht von Elysia geschrieben, die sehr schön ihre Erfahrungen und Empfindungen widerspiegelt. Ihre trockene Art, mit der sie die meisten unbekannten Dinge und Redewendungen zwangsläufig wortwörtlich nimmt, sorgt oft für witzige Einlagen und steigert den Unterhaltungswert.

Das Cover finde ich persönlich sehr schön; allein diese weichen Farben haben mir sehr gefallen. Das abgebildete Mädchen ist geschmückt mit dem für Klone üblichen Schwertlilientattoo, dass ein Zeichen ihrer Minderwertigkeit ist, sich hier aber besonders hübsch ausmacht.

Natürlich stellt man sich beim Lesen die Frage über die Motivation und die Hintergründe des Klonens. Erschreckenderweise ist das geschilderte Szenario gar nicht so unvollstellbar für die Zukunft, als man es sich im allgemeinen vorstellt, deshalb bin ich dankbar, dass wir an diesem Punkt der Geschichte zumindest noch nicht angekommen sind. Denn die Wiedererweckung von Toten um sie als seelenlose Sklaven zu verkaufen, erschreckt mich schon sehr. Allerdings wird hier in der Geschichte die Seele als etwas Greifbares beschrieben, das bewusst hinzugefügt oder weggenommen werden kann. Das hat mich sehr erstaunt und ich bin schon sehr neugierig, inwieweit diese Thematik im nächsten Band weiter ausgeführt wird.

Da es inzwischen schon sehr viele Dystopien auf dem Markt gibt, bin ich immer wieder überrascht, wenn ich über neue Themen oder Umsetzungen lesen. Dabei war es hier besonders schön, Elysias Entwicklung vom gefühllosen Roboter zum eigenständigen Klon oder Menschen zu beobachten. Einige Dinge waren ein wenig vorhersehbar, doch der Schluss hat mich förmlich von den Socken gehauen. Nie im Leben hätte ich mit den letzten Ereignissen gerechnet und ich bin jetzt natürlich bereits unsagbar gespannt darauf, wie es weitergeht.




gebundenes Buch mit 416 Seiten
Alter: ab 13 Jahren
Preis: 17,99
ISBN: 978-3-570-16164-7
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2 Kommentare:

  1. Oh jaaa, das Ende hat mich auch total überrascht!! :D

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  2. Das Ende ist der Hammer. xD
    Schöne Rezi (ich muss meine auch mal langsam tippen)
    LG

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