Joy lebt in einer Welt, die unsere Zukunft sein könnte. Durch
Genforschung, zunächst an Pflanzen und Tieren, letztendlich dann auch an
menschlichem Genmaterial, hat die Menschheit eine neue Rasse
geschaffen, die Percents. Dies ist eine im Labor gezüchtete Spezies, die
äußerlich dem Menschen ähnelt, ihm körperlich aber weit überlegen ist.
So ist ein Percent viel schneller, stärker, hat verstärkte Sinne und
eine Haut, die mit einer Art Membranen übersät ist. Diese ist zugleich
auch eine seiner wenigen Schwachstellen, da ein Percent, das UV-Licht
der Sonne nicht erträgt. Die Percents wurden von den Menschen schlimmer
noch als Tiere behandelt und hatten keinerlei Rechte. Vielmehr mussten
sie für die Menschen in den Krieg ziehen, Tätigkeiten erledigen, zu
denen die Menschen nicht in der Lage waren oder auch nicht sein wollten
und dienten schlimmstenfalls als lebendes Organersatzteillager.
Doch die Percents richteten sich gegen die Menschen und haben sie in
einem Krieg unterjocht. Die meisten Menschen leben in den gesicherten
Städten, stets den Percent untergeben. Doch einige wenige halten sich
außerhalb auf und haben sich teilweise zu Clans zusammengefunden: die
Rebellen. Hier wächst auch Joy mit ihrer Schwester auf. Ihre Mutter
starb früh und ihr Vater ist irgendwann einfach verschwunden. Joy ist
die Freundin von Matthial, dem ältesten Sohn von Mars, dem Clanführer.
Als sie gemeinsam mit ihrer Freundin Amber zu einer Tauschaktion
heimlich in die Stadt geschickt wird, geraten die beiden in eine Falle
und Amber wird geschnappt. Da Mars keine weiteren Leben riskieren will,
scharen Joy und Matthial eine kleine Gruppe um sich, um gemeinsam Amber
aus den Händen der Percents zu befreien.
Der Plan geht schief und Joy fällt in die Hände der Percents. Als
Soldatin ohne irgendwelche Rechte kämpft sie nun täglich ums Überleben.
Dabei erfährt sie, das längst nicht alle Dinge so sind, wie sie ihr
bisher erschienen. Auch die Percents leben nicht alle so frei, wie sie
annahm, und viele Aspekte, die man sie über sie gelehrt hatte, scheinen
nicht immer der Wahrheit zu entsprechen. Zudem kommt sie ihrem
zugeteilten Percent Neél langsam immer näher....
Ich habe schon viele wunderbare Rezensionen zu diesem Buch gelesen und
die Tatsache, dass es von Jennifer Benkau, der Autorin von
"Phoenixfluch" und der "Nybba"-Reihe, verfasst wurde, hat den Reiz es zu
lesen, nur noch erhöht.
Der Schreibstil der Autorin ist gewohnt flüssig und fesselnd. Es handelt
sich um das erste Jugendbuch der Autorin, das der erste Teil einer
Dystopie-Reihe ist. Die Welt, in der die Menschen leben, ist
schrecklich. Sie sind unterjocht, haben kaum genug zum Leben und müssen
ständig um selbiges fürchten. Da bereits viele Jahre nach der
Machtübernahme der Percents vergangen sind und die Menschen nur noch
selten im Besitz eines Buches sind, wird die Vergangenheit nur noch von
Mund zu Mund weitergegeben. Dabei sind viele Aspekte verlorengegangen
und der Lebensstil der Menschen ist weit in die Vergangenheit
katapultiert worden. Selbst eine Grippe kann nun den Tod bedeuten.
Joy ist noch sehr jung und impulsiv, dabei jedoch auch stark mit einem
ausgeprägten Kampfgeist. Diese Impulsivität wird ihr im Laufe der
Geschichte dann immer wieder zum Verhängnis. Sie ist viel zu oft bereit,
erst zu Handeln und dann darüber Nachzudenken und so riskiert sie ohne
die Konsequenzen zu überdenken viele Leben um eines zu retten. An diesen
Stellen fand ich Joy nicht immer so sympathisch, wie sie mir sonst im
allgemeinen war. Auch Matthial, ihr Freund, der zwar weniger impulsiv
ist, aber letztendlich auch wild draufloshandelt, hat nicht immer
Pluspunkte bei mir gesammelt. Beide sind bereits erwachsten und, wenn
man die Lebensbedingungen bedenkt, unter denen sie aufgewachsen sind,
dann hätte ich ein etwas bedächtigeres Handeln erwartet.
Währenddessen Neél, Joys beaufsichtigender Percent, ganz klar auf meiner
Sympathieskala oben steht. Sein einziger für mich auszumachender Fehler
war seine bedingungslose Liebe zu Joy.
Besonders erschreckend fand ich die Parallelen zu unserer Realität. Der
Ursprung der Katastrophe in der Geschichte waren neben genmanipulierten
Lebensmitteln das erste geklonte Tier: ein Schaf. An dieser Stelle
musste ich gleich an Dolly denken, das erste Tier, das bereits 1996
geklont worden ist. Hier wird ganz klar aufgezeigt, wohin uns unser Weg
führen kann, den wir hoffentlich niemals beschreiten werden, denn ganz
so unrealistisch erscheint mir die Geschichte nicht.
Da das Ende ein böser Cliffhanger ist, wodurch mich das Buch auch über
sein Leseende hinaus noch nicht loslässt, kann ich die Fortsetzung, die
2013 erscheinen soll, nur schwer erwarten. In dieser Hinsicht hoffe ich
auch sehr, dass Joys Charakter sein Entwicklungspotential noch
ausschöpfen wird.
"Dark Canopy" ist ein fesselndes Buch, das ich Freunden von Dystopien sehr empfehlen kann.